Inhalt
Die Herkunft des Namens
Es gibt manche Personen oder Gruppen die immer wieder in den Sammlungen auftauchen. Eine dieser Gruppen nannten sich „Die Matzen„. Den meisten Einheimischen dürfte dieser Name geläufig sein, sofern sie ab und zu im Ensheimer Tal spazieren gehen.
Etwas von den normalen Wanderwegen abgelegen liegt in einem Tal der – persönliche Einschätzung – schönste Brunnen des Ensheimer Brunnen-Wanderwegs. Erbaut wurde er 1913 von einer Gruppe von Männern, die sich selber „Die Matzen“ nannten. Bevor ich zu den Bildern gekommen bin, war mir die Herkunft der Namensgebung gänzlich unbekannt.
Immerhin kann man aus den Bildbeschriftungen ein paar Rückschlüsse ziehen und das Netz gibt nur magere Informationen her. Ich würde mich wie immer freuen, wenn jemand nähere Informationen zu den Personen oder der Geschichte beitragen kann und die folgenden Informationen bestätigen oder widerlegen kann:
So soll der Name entweder vom Vornamen Matthias hergeleitet sein (unwahrscheinlich, da dieser Vorname bei den Mitgliedern nicht auftaucht) oder vom Bischmisheimer Lokal „Zum Matzen“ stammen. Klingt erst einmal seltsam, wenn man aber die mögliche Erklärung dazu erhält, ist das verdammt plausibel:
Bischmisheim gehörte damals zu Preußen, während Ensheim zu Bayern gehörte. Während in Bayern um 24:00 Uhr Sperrstunde war, hatten die Lokale in Preußen bis 1:00 Uhr geöffnet. Also absolut ausreichend Grund, die paar Kilometer auf sich zu nehmen, um ein Stündchen länger einen zu heben.
Von links: Lamb Johann, Karren Rudolf, Abel Heinrich, Görlinger Georg, Walter Josef, Klopp Josef, Ast Gustav, Wolter Ludwig, Ziegler Andreas
Mir unbekannt ist, wann der Beginn der Gruppe einzuordnen ist. Auf dem Bild oben ist das Jahr 1905 vermerkt. Vom Alter der abgebildeten Personen ist zu vermuten, dass die Clique um dieses Jahr herum entstand. Quasi trinkfähiges Alter, wobei das in Ensheim gerade in dieser Zeit nicht unbedingt etwas zu bedeuten hatte.
Dieses Foto ist von 1907. Leider auch hier keine volle Besetzung und es ist nicht erhalten, wer wer ist. Bei der Recherche bin ich auf ein Restaurierungs-Projekt gestoßen. Dort findet man das hier gezeigte Bild als Auftragsarbeit, von dem ein Mitglied der fotocommunity berichtet. Er hatte die Aufgabe das Foto zu restaurieren und schreibt, es soll um 1913 entstanden sein. Was genau jetzt korrekt ist, erfahre ich vielleicht durch Infos von euch.
Lohnt sich durchaus des Link zu besuchen. Er hat da wirklich hervorragende Arbeit geleistet, wie man hier sieht. Da ist das Foto wesentlich klarer und viele Fehler sind entfernt, die bei mir leider vorhanden sind. Ich bezweifele auch stark, dass ich das so hinbekommen könnte. Auftraggeber war die Tochter einer der Männer und es war als Geschenk für die Mama gedacht sein. Wenn die Tochter das hier liest, kann sie sich gerne bei mir melden und mich mit mehr Geschichte versorgen. Das wäre toll.
Der Matzenbrunnen im Ensheimer Tal
Das Jahr 1913 wäre das Jahr der Errichtung. In der Zeit war es anscheinend üblich im Ensheimer Tal zu verschwinden, um einen Brunnen zu erbauen. Das erklärt dann vielleicht die hohe Zahl der sich dort befindenden 13 Quellen, die nur zur Spaß an der Freude gebaut und nie zu wirtschaftlichen Zwecken genutzt wurden. Nähere Informationen gibt es auf der Seite der Ensheimer Brunnen http://ensheimer-brunnen.de/ oder später einmal hier in diesem Programm.
Damals lag der Brunnen noch ca. 12 Meter höher und erst 1990 als er renoviert wurde, fand er seinen heutigen Platz.
Wie zu erwarten wurde die Einweihung des Brunnens ausgiebig gefeiert. Hier haben wir eine Aufnahme der Festgesellschaft die im Ort entstanden ist. Komplett mit Ochsenkarren und diversen Bierfässern auf dem Anhänger. Da es ein Matzenbrunnenfest gab/gibt, das an Maria Himmelfahrt, also am 15ten August stattfindet, folgere ich völlig logisch, dass die Aufnahme exakt am 15.08.1913 entstanden ist.
Die Namen der Brunnen-Errichter und Mitglieder sind bekannt. Die Initialien auf dem Brunnen stehen für die folgenden Namen:
Gustav Ast, Bernhard Bubel, Georg Görlinger, Josef Quirin, Adolf Wilhelm, Ludwig Wolter, Ludwig Zimmermann, Michael Weinand, Adolf Grentz, Heinrich Abel, Hermann Bubel, Johann Lamb, Gustav Schwartz, Albert Wilhelm, Josef Walter, Nikolaus Zimmermann und Richard Helwig.
Typisch Ensheimer Familiennamen und erst durch diese Bilder habe ich erfahren, dass mein Urgroßvater auch zu den Truppe gehörte. Hier ist er in WK I-Uniform auf einem Familienfoto zu sehen:
Der Krieg
Dieses Bild hat anscheinend eher einen traurigen Hintergrund. Es zeigt die letzten Matzen 1916. Da das Bild also in die Zeit des 1. Weltkriegs fällt, ist leider zu vermuten, dass die restlichen Mitglieder in diesem Krieg gefallen sind.
Und tatsächlich: Wenn man die Namensliste mit den Ensheimer Gefallenen des Kriegerdenkmals abgleicht, tauchen einige Namen hier auf:
Ast, Gustav Josef, * 16.04.1887, + 05.03.1916 Rastat, Lamb, Johann, * 26.03.1888, + 20.08.1914, Quirin, Josef
Wenn das so korrekt ist, haben aber die meisten den Krieg zum Glück überlebt. Und wie zu erwarten ließen sie sich selbst von so einschneidenden Ereignissen wie einem ausgewachsenen Weltkrieg nicht völlig die gute Laune verderben.
Das Aldi-Foto aus meinem Kurztext über die historischen Ensheimer Aldis soll ebenfalls Matzen zeigen. Es ist von 1918. Da der WK I am 11.11.1918 endete und Fastnacht Anfang des Jahres gefeiert wird, ein klarer Hinweis auf eher sonnige Gemüter.