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Attentat von Sarajevo
Das Attentat von Sarajevo auf den österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin Sophie war der Auslöser. Deutschland sagte Österreich seine bedingungslose Unterstützung zu und Serbien hatte die Schutzmacht Russland hinter sich. Somit befand sich Deutschland innerhalb kürzester Zeit im Krieg mit Russland (deutsche Kriegserklärung vom 1. August 1914) und Frankreich (deutsche Kriegserklärung vom 3. August 1914) als deren Verbündeter.
Der deutsche Vormarsch kam im September an der Marne zum Erliegen, zwischen November 1914 und März 1918 erstarrte die Front im Westen. Da Russland im Osten bis zur Oktoberrevolution 1917 und dem separaten Friedensvertrag von Brest-Litowsk weiter am Krieg teilnahm, befand sich Deutschland für lange Zeit entgegen der Planung im Zweifrontenkrieg. Zu typischen Merkmalen des Kampfgeschehens wurden der Stellungs- und Grabenkrieg sowie Materialschlachten mit hohen Verlusten bei zumeist nur geringfügigen Geländegewinnen…
…Der Erste Weltkrieg war Nährboden für den Faschismus in Italien, den Nationalsozialismus in Deutschland und wurde so zum Vorläufer des Zweiten Weltkriegs. Wegen der Verwerfungen, die der Erste Weltkrieg in allen Lebensbereichen auslöste, und seiner bis in die jüngste Vergangenheit nachwirkenden Folgen gilt er als die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“. Er markiert das Ende des Zeitalters des (Hoch-)Imperialismus…
…Das vieltausendfache Fronterlebnis in den Schützengräben, das Massensterben und die durch Not bedingten Umwälzungen des Lebensalltags veränderten die Maßstäbe und Perspektiven in den Gesellschaften der beteiligten Staaten. Quelle: Wikipedia
Ensheim, das Saarland und der Krieg
Vom ersten Weltkrieg war Ensheim genauso betroffen wie alle Dörfer und Städte in Deutschland. Im Saarland allgemein scheinen sich Begeisterung und Ablehnung die Waage gehalten zu haben.
Durch die unmittelbare Nähe zu Frankreich trat der Dualismus von Kriegsbegeisterung und Ablehnung hier besonders stark zu Tage….andererseits gab es in den grenznahen Städten und Dörfern, allen voran in Lothringen und im Elsass, auch Menschen, die schlagartig gezwungen waren, kulturelle, wirtschaftliche und verwandtschaftliche Beziehungen zu ihren Nachbarn abzubrechen und ihre interkulturelle Identität zugunsten des Kaiserreichs aufgeben mussten.
Sehr viele Einheimische fielen im Krieg, wie die Gedenktafel der Firma Adt zeugt. Eine große Anzahl Mitarbeiter ließen ihr Leben in einem sinnlosen Gemetzel. Als Inschrift tauchen viele typisch einheimische Nachnamen auf, deren Nachfahren heute noch im Ort wohnhaft sind. Auf der Tafel heisst es noch pathetisch „Verteidigungskampf“, wobei die politischen Ursachen weniger mit einer Verteidigung zu tun hatten. Die Firma Adt war zu der Zeit in die Kriegsproduktion mit eingebunden und lieferte Geschosse wie es ebenfalls auf der oben zitierten Seite heisst:
Darüber hinaus beteiligten sich viele an der Granaten- und Geschossherstellung, darunter die Maschinenfabrik ehem. Keuth und Zenner GmbH und die Gesellschaft für Förderanlagen Ernst Heckel in Saarbrücken, die Firma Adt in Ensheim und Forbach sowie das St. Ingberter Eisenwerk, das allein 1915 15 000 Graugußgranaten ablieferte.
Aus Ensheim fielen über 90 Männer. Die Familie des Fotografen Carl Feger, von dem viele der ganz alten historischen Fotos stammen, hatte alle drei Söhne verloren. Zwei Söhne sind an einem und demselben Tag und der dritte Sohn an einem der letzten Kriegstage gefallen. Quellen: Paul Glass.
Die Ensheimer Glocken ziehen in den Krieg
Deutschland importierte in dieser Zeit bestimmte Rohstoffe. voran die Buntmetalle Kupfer, Messing, Zinn und Zink, als wichtige Rohstoffe der Rüstungsindustrie. Am 1. März 1917 erschien eine amtliche Bekanntmachung, die Einzelheiten zu Beschlagnahmung, Bestandserhebung und Enteignung sowie zur freiwilligen Ablieferung von Glocken aus Bronze enthielt. Somit rückten auch die Glocken von Ensheim ins Visier des Militärs.
Bis zum Bau des großen Kirchturms im Rahmen des Umbaus von 1907 bis 1909 besaß die Pfarrei ein Geläut von drei Glocken im Dachreiter auf dem Langhaus, von denen bis heute zwei erhalten sind. Der neue Turm bot nun Platz für mehr als drei Glocken, sodass 1913 eine vierte Glocke angeschafft wurde, die von der Glockengießerei Hamm (Frankenthal) gegossen wurde und 1067,5 kg wog. Sie war somit die bis dahin größte Glocke der Ensheimer Kirche. Im Juli 1917 mussten während des Ersten Weltkrieges drei der vier Glocken für Kriegszwecke abgegeben werden. Im September 1918 wurde auch noch die letzte Glocke beschlagnahmt und abtransportiert, wurde aber nicht mehr Kriegszwecken zugeführt, sodass sie nach Kriegsende wieder an die Kirchengemeinde zurückgegeben wurde. Quelle: Wikipedia
Mitglieder der Adt-Dynastie bei der Glockenspende – Inschrift auf der Glocke „für das Vaterland 1917“
Bei der Demontage der Glocken wurde kurzer Prozess gemacht.
Gut, mit dem Hintergrund der zukünftigen Verwendung als Kriegsmaterial war eine Rücksichtnahme auf eventuelle Beschädigungen auch nicht von Nöten.
Die Bilder hier sind in die Jahre des ersten Weltkriegs datiert. Anhand der dünnen Informationen kann ich nur mutmaßen, was der genaue Hintergrund der Fotos ist.
Bei dem Bild links handelt es sich um die letzten Matzen. Die Matzen waren wohl eine Art Clique junger Männer, deren Fotos immer wieder in den Bildersammlungen auftauchen. Sie werden später auch noch eine eigene Seite erhalten, da die erhaltenen Fotos eine recht interessante Geschichte versprechen. Da das Fotos 1916 entstand kann ich nur vermuten, dass die anderen der Gruppe im Krieg gefallen sind.
Der Krieg und das Feiern
Typisch für den Ort hier ließen sich die Menschen aber trotzdem nicht vom Feiern abhalten. Gelebt wurde immer noch. Der Schnappschuss aus dem Jahr 1916 zeigt eine Kirb-Feier. Anhand der Uniformen kann ich nur vermuten, dass die Fronturlauber sich die Gelegenheit nicht entgehen ließen.
Das zweite Bild aus dem Jahr 1918 bestätigt mich – teilweise. Hier sind keine älteren Männer zu sehen. Ob sich diese alle im Krieg befanden, bereits gefallen oder anderweitig beschäftigt sind, ist unbekannt. Tatsache jedenfalls, dass die Abgebildeten Jungs definitiv minderjährig waren. Die bekämen heute kein Bier. Also nicht offiziell.
Es könnte sich hier um eine Maifeier handeln. Die Kleider sehen eher sommerlich aus. Auch würde sich zu anderen Jahreszeiten keiner freiwillig auf den Boden legen. Zwang schließe ich anhand der entspannten Gesichtsausdrücke eher aus. Für den Mai spricht auch, dass in den Sammlungen viele Bilder vorkommen, die besonders diesen Tag abbilden. In der Vergangenheit war der 1. Mai ein Höhepunkt der ausgelassen gefeiert wurde. Zumindest das hat sich also bis heute hervorragend erhalten.
Meine Familie und der WK I
Meine Urgroßmutter durfte ich noch kennenlernen aber sie starb als ich noch relativ klein war. Zu der Zeit habe ich mich für Geschichte nicht interessiert, habe nicht nachgefragt wie es im Krieg war und von selbst hat sie nichts erzählt. Wie in den wohl meisten Familien wurden diese Kapitel lieber verdrängt und die Geschehnisse für sich behalten. Was ich weiß ist, dass mein Großvater schwer krank nach Hause kam. Herzleiden. Ob durch eine Infektion ausgelöst oder seelische Ursachen der Hintergrund war ist mir nicht bekannt. Das Gemetzel in den Stellungskriegen oder auch die medizinische Unterversorgung könnten beide als Erklärung dienen.
Das Hochzeitsfoto meiner Urgroßmutter. Sie schaut ein wenig unglücklich aber das dürfte der langen Belichtungszeit geschuldet sein. Stillhalten war angesagt!
Späteres Bild der Urgroßeltern mit dem ersten Kind, der Schwester meiner Oma. Uropa Michael war Mitglied der Matzen und am Bau des Brunnens im Ensheimer Tal 1913 beteiligt.
Bildergalerie
Hier geht es zur Bildergalerie. Fotos aus der Sammlung mit Datumsangabe, die ich somit der Zeit zwischen 1914 – 1918 zuordnen konnte. Sie zeigen, dass in der Zeit auch gefeiert wurde. Alles andere hätte mich hier auch stark gewundert.